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Deutschland wir kommen!

So sehen Sieger aus! Die Idarbachtaler Mannschaft mit den Betreuern Sabine und Mario und dem eigens angereisten Schulleiter Herrn Böttcher.

Das Städtchen Hillesheim in der Vulkaneifel ist ein gutes Pflaster für Idarbachtaler Mannschaften. 2015 fand dort der Bezirksentscheid der Trierer Schulen statt, bei dem sich die damalige Auswahl der Grundschule Idarbachtal (unter anderem mit Katharina Bohrer, Emil Bleisinger und Jannis Ruhk) für den Landesentscheid qualifizierte. Das Ende ist bekannt: Vizemeisterschaft auf dem Landesentscheid und Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 2015.

Zwei Jahre später war der einzige Verbliebene dieser Mannschaft Ryan Hanson, damals als Zweitklässler der jüngste Teilnehmer. Zwei Jahre später besetzte er – mittlerweile ein „alter Hase“ – wegen seiner großen Erfahrung das erste Brett mit der Aufgabe, die gegnerischen Spitzenspieler „auszubremsen“. Hinter ihm sollten Elias Cullmann, Nico Dreher, Patrick Ehrlich, Lysander Grimm und Steward Giss für die vollen Punkte sorgen. 6 Vereinsspieler, davon 4 Teilnehmer an der rheinland-pfälzischen Einzelmeisterschaft eine Woche zuvor, sind für ein Schulturnier ein bärenstarkes Team. Entsprechend optimistisch war ich, dass wir zumindest Platz 4 erreichen würden, der die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft bedeutete. Allerdings war das Feld der 16 Mannschaften sehr respektabel: Mehrere Schulen boten starke Vereinsspieler auf, allen voran die beiden Topfavoriten: Die Grundschule Schloss Ardeck Gau-Algesheim hatte mit Max Simonov (DWZ 1107) den wertungsbesten Spieler des Turniers in ihren Reihen, dahinter mit Philipp Tittelbach (DWZ 952) und Finn Trenz (DWZ 749) zwei weitere Teilnehmer der Rheinland-Pfalz-Meisterschaft. Noch eindrucksvoller war die Aufstellung der Grundschule Kaiserslautern-Hohenecken: An Brett 1 der Pfalzmeister 2016 Tamir Chromey (DWZ 1051), an Brett 3 der Pfalzmeister 2017 Mirco Friedhoff (DWZ 1045), dazwischen mit Milan Schneble ein weiterer Teilnehmer der Rheinland-Pfalz-Meisterschaft mit einer DWZ jenseits der 1000. Um diese Zahlen richtig einzuordnen: Es gibt im Schachbund Rheinland-Pfalz insgesamt nur 23 Kinder unter 11 Jahren mit einer DWZ über 1000.

 

Relaxen zwischen den anstrengenden Runden (von links nach rechts): Adrian, Patrick, Elias, Lysander, Steward (mit Maskottchen Chessy)

In der ersten Runde trafen wir auf die 1. Mannschaft der Bilingualen Montessori-Grundschule (BMGS) Ingelheim. 4 Spieler ohne DWZ, also die Gelegenheit, Ryan noch „auf der Ersatzbank“ zu lassen und die Auswechselspieler zum Einsatz zu bringen, da es in den späteren Runden gegen stärkere Gegner vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu geben würde. Das ernüchternde Ergebnis: 2:2. Dass dieses Resultat gar nicht so schlecht war und Ingelheim nach starkem Turnier auf dem 7. Platz landen würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht wissen. Zumindest waren wir damit vorerst den Spitzenteams aus dem Weg gegangen. In Runde 2 wurde – immer noch ohne Ryan – die Grundschule Gödenroth mit 4:0 geschlagen, ehe es zum ersten Kräftemessen mit einem der Favoriten kam, nämlich der Mannschaft aus Gau-Algesheim. Erstmals setzte ich die ersten 4 Bretter ein und das Ergebnis war in Ordnung. Zwar verloren Ryan und Elias gegen die gegnerischen Spitzenbretter, aber Nico und Patrick glichen zum 2:2 aus. Die letzte Runde vor der Mittagspause bescherte uns die 2. Mannschaft der BMGS Ingelheim. Wieder sprang nur ein 2:2 heraus, und auch das nur im allerletzten Moment. Es stand relativ schnell 1:2 aus unserer Sicht, so dass Elias die letzte Partie gegen seine stark aufspielende Gegnerin Anna Terasawa gewinnen musste. Eines der Bilder, die mir aus diesem Turnier am eindrücklichsten im Gedächtnis geblieben sind, zeigt zwei Kinder, die unter den gebannten Blicken der Mannschaftskameraden und Betreuer verbissen um den entscheidenden Punkt kämpfen. Elias hatte das bessere Ende für sich: Nach einer nervenaufreibenden Zeitnotschlacht glich er zum 2:2 aus und hielt uns im Turnier. Eine Niederlage zu diesem Zeitpunkt hätte wohl bereits das Ende der Träume von der Qualifikation bedeutet.

Schlüsselpartie der 4. Runde: Elias mit dem entscheidenden Punkt

Ein sehr mühsames Turnier bis zu diesem Zeitpunkt! Es war klar, dass aus den letzten drei Runden mindestens 4 Punkte erzielt werden mussten. Der erste Schritt gelang eindrucksvoll durch ein 4:0 gegen die Theodor Heuss-Grundschule Ingelheim. Es kam, wie es kommen musste: In Runde 6 stand das zweite Spitzenspiel gegen Hohenecken an. An einen Punktgewinn wagte ich kaum zu denken, aber zumindest eine knappe Niederlage musste her, um das bis dahin gute Brettpunkteverhältnis nicht zu ruinieren. Dieses Minimalziel wurde erreicht: Patrick, der ein bärenstarkes Turnier spielte und am Ende 5,5 Punkte aus 6 Runden verbuchte, besiegte am 4. Brett Nico Vongerichten, Elias rettete gegen Milan Schneble ein Remis. Vor dem letzten Durchgang lagen wir dennoch nur auf Platz 5. Die entscheidende Schlussrundenpaarung wurde gegen die BGS Bendorf ausgetragen, wie wir mit vier Vereinsspielern besetzt. In so einem Moment ist es kein Vergnügen, als Trainer eine Mannschaft aufstellen zu müssen. Wen setzt man in diesem „Endspiel“ ein? Wer ist am besten drauf? Spielen wollten natürlich alle – die Kinder hatten sich sogar in der Pause vor der Schlussrunde noch einmal mit Taktikaufgaben für das große Finale eingestimmt! Letztlich entschied ich mich für die Stammmannschaft, obwohl ich mit Steward, der als Ersatzspieler seine beiden Partien gewonnen hatte, eine sehr gute Alternative hatte. Ryan blieb also am Spitzenbrett, wenngleich er mit zuvor drei Niederlagen ein schweres Turnier durchzustehen hatte.

„Finale“ um die Qualifikation: Idarbachtal gegen Bendorf, 7. Runde

Falls irgendjemand der Meinung sein sollte, Schulschach sein kein Sport, dann sollte er sich einmal eine solche Schlussrunde anschauen, wenn noch 8 Mannschaften um Titel, Pokale und Qualifikationen kämpfen. Die Spannung war mit Händen zu greifen! Schon in einer früheren Runde waren zwei der Mannschaftsbetreuer vom Schiedsrichter aus dem Raum verwiesen worden, auch in der letzten Runde gab es noch einmal Diskussionen, wie ich am Rande mitbekam. Aber wirklich nur am Rande, denn natürlich konzentrierte ich mich auf Tisch 4, wo acht junge Spieler leidenschaftlich um den Platz auf der Deutschen Meisterschaft kämpften. Und manchmal gibt es im Schach das große Happy End. Ausgerechnet Ryan brachte uns gegen den deutlich DWZ-stärkeren Ennio Klar in Führung. Das zweite Bild, an das ich mich lebhaft erinnere, ist ein strahlender Ryan, der nach dem Matt den Daumen in die Höhe reckt. Den zweiten Punkt holte Nico Dreher, der erneut ein großartiges Turnier spielte und mit 6 Punkten aus 7 Partien das beste Einzelergebnis unserer Mannschaft erzielte. Beim Stand von 2:0 boten Elias und Patrick sofort Remis an, um den Mannschaftssieg abzusichern. Auch solch ein mannschaftsdienliches Verhalten, das ohne jedes Zutun von meiner Seite wie selbstverständlich gezeigt wurde, ist im Grundschulalter keineswegs selbstverständlich.

Mit diesem 3:1 hatten wir das Unsere getan, danach hieß es warten. Ein Platz auf dem „Treppchen“ war ebenso noch möglich wie der bittere 5. Platz. Am Ende wurden wir Vierte – Punktlandung! Hohenecken holte sich mit 12:2 Punkten den Titel, dass dahinter 6 Mannschaften nur durch 2 Punkte getrennt platziert waren, zeigt die Ausgeglichenheit des Turniers. Ich bin stolz auf unsere Jugendspieler, die sich in diesem starken Feld durchgebissen haben und sich von den Rückschlägen nicht beeindrucken ließen. Im Mai findet im thüringischen Friedrichroda die deutsche Schulschachmeisterschaft statt – und die Grundschule Idarbachtal ist dabei!

Alle Einzelergebnisse auf dem Rheinland-Pfälzischen Bildungsserver

Kurzer Bericht über das Turnier auf der Seite des Schulschachreferenten Bernd Mallmann