Begegnung mit einer Schachlegende
Das Wort Schachlegende trifft in Deutschland auf wenige Menschen so zu wie auf ihn. Großmeister Wolfgang Uhlmann war elf Mal Landesmeister der DDR, vertrat sein Land ebenso oft am Spitzenbrett bei Schacholympiaden, feierte zahlreiche Siege bei bedeutenden Turnieren und stieß 1971 ins Kandidatenturnier zur Schachweltmeisterschaft vor, wo er sehr unglücklich mit 3,5:5,5 dem dänischen Star Bent Larsen unterlag. Vor wenigen Monaten feierte Uhlmann seinen 80. Geburtstag, und im August erschien ein Buch, das er selbst als sein Lebenswerk bezeichnet: 87 kommentierte Glanzpartien, dazu zahlreiche Anekdoten und viele Fotos, legen Zeugnis über die Karriere eines Mannes ab, der zu seiner besten Zeit zu den Top Ten des Weltschachs gehörte.
Was das alles auf einer Homepage der Schachfreunde Birkenfeld zu suchen hat, erklärt sich dadurch, dass der Verlag ChessCoach, dessen Mitinhaber ich bin, das Glück und die Ehre hat, dieses „Lebenswerk“ von Herrn Uhlmann herauszugeben. Und so nahmen wir (Sabine, ich, sowie mein Geschäftspartner Reinhold Ripperger nebst Gattin) gerne die Gelegenheit wahr, im Rahmen des internationalen ZMDI-Schachfestivals in Dresden das neue Buch zu präsentieren.
Nach einer etwa achtstündigen Autofahrt bei strömendem Regen erreichten wir am 17. August die Elbmetropole, die sich leider auch an den beiden Folgetagen von ihrer regnerischen Seite präsentierte. Sabine und ich trotzten zwar am darauffolgenden Tag dem widrigen Wetter und nahmen zumindest ein paar Eindrücke der historischen Altstadt (Frauenkirche, Stadtschloss, Semperoper, Zwinger) mit, aber die Begeisterung hielt sich angesichts zunehmend nasser werdender Kleider in Grenzen. So wie auf dem folgenden Bild (aufgenommen vor dem Stadtschloss) sah es leider den ganzen Vormittag aus:
Im Mittelpunkt der Reise stand aber natürlich ohnehin die Begegnung mit Wolfgang Uhlmann. Wir trafen uns mit ihm und seiner Frau Christine am Nachmittag des 18. August im Wyndham Garden Hotel, dem Austragungsort des Schachfestivals. Herr Uhlmann nahm als erstes das neue Buch unter die Lupe und war voll des Lobes.
Bei den anschließenden Gesprächen in der Lobby des Hotels erzählte Wolfgang Uhlmann viele Episoden aus dem Leben eines Schachprofis in einem sozialistischen Staat und den Problemen, mit denen er nach der Wende konfrontiert war. Auch seine Ansichten über das heutige Weltklasseschach, über Trainingsmethoden und die Veränderungen, die das Schach im Laufe der Zeit durchgemacht hat, waren sehr interessant.
Bei der abendlichen Präsentation las Wolfgang Uhlmann aus seinem Buch und präsentierte drei spannende Partien am Demobrett. Etliche Schachfreunde nahmen die Gelegenheit wahr, den Ausführungen des Großmeisters zu lauschen und sich das neue Buch signieren zu lassen.
Der Abend klang mit einem gemeinsamen Abendessen mit dem Ehepaar Uhlmann in wiederum sehr angenehmer Atmosphäre aus. Die weite Rückreise (diesmal immerhin nur 7 Stunden!) traten wir im Bewusstsein an, eine Lichtgestalt der deutschen Schachgeschichte kennengelernt zu haben.
Weitere Informationen sowie eine Leseprobe auf der Homepage des Verlags ChessCoach: www.verlag-chesscoach.de
Danke für die Eindrücke aus Dresden und die interessante Leseprobe auf der Seite des Verlags. Ich bin ja für jeden Artikel abseits der Turnier- und Mannschaftsergebnisse besonders froh. 🙂
Für die mehr Ergebnisinteressierten unter uns gibt es auf der Seite „VM 2015“ (im Menü „Vereinsmeisterschaft“), die aktuelle Auslosung, sowie die Ergebnisse der letzten Runde – mit nur zwei Weißsiegen!
Das Bild von Dir mit Uhlmann, habe ich noch mal zusätzlich als Titelbild für den Artikel gewählt – das kann man aber auch ruhig zweimal zeigen. 😉
Marcus