Helena, Fynn und Marcel auf dem obersten Treppchen – Die pfälzische Jugendmeisterschaft 2025 aus Trainersicht
Gibt es eine Steigerung zur „erfolgreichsten Pfalzmeisterschaft der Vereinsgeschichte“? So hatte ich die pfälzische Jugendmeisterschaft 2024 betitelt, bei der wir drei erste und jeweils einen zweiten und einen dritten Platz erringen konnten. Genau 12 Monate später trafen sich die besten Jugendspieler/innen der Pfalz erneut im Jugendhaus St. Christophorus in Bad Dürkheim zum Kampf um Titel und Qualifikationsplätze. Wie im Vorjahr gingen wir mit acht Teilnehmern an den Start – die ebenfalls qualifizierte Lena Henn musste leider kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Auch so stellten wir das deutlich größte Kontingent der 25 anwesenden Vereine vor Bad Dürkheim, Landau, Ludwigshafen und Ramstein-Miesenbach, die mit jeweils 6 Startern vertreten waren. Ich hatte wieder das Vergnügen (meistens war es das!), die Jungs und Mädchen vor Ort zu coachen. Um es vorweg zu nehmen: Eine Verbesserung des Vorjahresergebnis wurde es nicht – aber eine Wiederholung
U12w:
Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, unseren beiden Starterinnen Helena Frydel und Emma Didas die Favoritinnenrolle in der Altersklasse U12w zuzuschreiben. Mit einer DWZ von 1244 bzw. 1243 standen sie in der Startrangliste der gemischten Altersklasse U12 auf den Positionen 4 und 5 und damit meilenweit vor den anderen drei Mädchen im Teilnehmerfeld. Die quasi identische DWZ ließ zudem einen spannenden Titelkampf zwischen beiden erwarten. Leider gelang es Emma nicht, an ihre starke Form zu Beginn der Deutschen Vereinsmeisterschaft anzuknüpfen, die unmittelbar vor der PJEM (26.-30. Dezember des Vorjahres) stattgefunden hatte. Am Ende erzielte sie 6 Punkte aus 11 Runden und belegte Platz 8 unter 28 Teilnehmern, was nicht nur ich sondern auch Emma selbst als etwas unter ihren Möglichkeiten empfand. Immerhin zeigt dies, welch hohe Ansprüche wir mittlerweile haben. Für die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft ist Emma damit aber qualifiziert, und dort werden die Karten ganz neu gemischt.
Bei der PJEM ließ Helena früh keinen Zweifel daran, dass der Titel nur über sie vergeben werden würde. Sie blieb ungeschlagen, erzielte herausragende 9,5 Punkte und belegte in der Gesamtwertung Platz 2 hinter Lasse Willems (Ramstein-Miesenbach). Zum Vergleich: 2024 gewann Helena die Gesamtwertung mit 9 Punkten – auch das unterstreicht, wie stark sie sich in diesem Jahr präsentierte.
U14:
Von allen Altersklassen, in denen wir vertreten waren, rechnete ich in der U14 am wenigsten mit einem Turniersieg. Fynn Didas ging als Nr. 6 der Setzliste ins Rennen. Nach einem „Pflichtsieg“ zum Auftakt entpuppte sich seine zweite Partie gegen Turnierfavorit Nicolas Wagener (Limburgerhof) als wegweisend: Fynn verteidigte 52 Züge lang ein schwieriges Damenendspiel mit Minusbauer und nahm am Ende einen wichtigen halben Punkt mit (Foto). Diese Partie gab ihm gewaltigen Rückenwind: Er verbuchte in den folgenden Runden zwei souveräne Siege, holte ein Remis gegen Titelverteidiger Kevin Hesse (Kaiserslautern) und ließ in der Vorschlussrunde einen weiteren Sieg folgen, der ihn mit 5 Punkten aus 6 Runden und einem halben Zähler Vorsprung auf die Verfolger in die letzte Runde gehen ließ. In vergleichbaren Situationen hatte Fynn in der Vergangenheit oft einen Gang zurückgeschaltet und auf Sicherheit gespielt – diesmal nicht. Mit den schwarzen Steinen besiegte er den deutlich höher bewerteten David Sarian (Landau) und krönte das mit weitem Abstand beste Turnier seiner bisherigen Karriere mit seinem ersten Meistertitel.
U16:
Es gibt in jedem Turnier die Momente, in denen man spürt, dass gerade jetzt der Augenblick der Entscheidung ansteht. So einen Moment gab es in der Pfalzmeisterschaft U16 in der 6. Runde. Mit Marcel Frydel und Rajit Majumdar (Kaiserslautern) trafen die beiden Tabellenführer aufeinander. Marcel mit den weißen Steinen, der höheren DWZ und der deutlich größeren Turniererfahrung lehnte im frühen Mittelspiel ein Remisangebot seines Gegners ab – und geriet danach in eine zunehmend schwierigere Lage, in der durch aktives Spiel gerade noch das Gleichgewicht halten konnte. Ein von Marcel unterbreitetes Remisangebot lehnte nun Rajit ab. Im letzten Moment kippte die Partie erneut zu Marcels Gunsten. Er holte seinen fünften Punkt, ging mit einem ganzen Zähler Vorsprung in die Schlussrunde und ließ dort gegen Colin Jones (Limburgerhof) nichts mehr anbrennen. Marcels zweite Meistertitel nach 2024 (damals noch in der U14), und da er (an Startposition 2 gesetzt) im Laufe des Turniers gegen die Nr. 1 der Setzliste (Sascha Sautner/Ludwigshafen), die Nr. 3 (David Schaser/Weilerbach), die Nr. 4 (Rajit Majumdar), die Nr. 4 (Tristan Klein/Fischbach) und die Nr. 6 (Julian Klemm/Hauenstein) gespielt hatte, zweifellos ein hochverdienter Triumph.
Sehr unglücklich agierte unser zweiter Starter Leon Wollscheid. Viele gut gespielte Partien wurden durch leichte Fehler verdorben, so dass unter dem Strich 2 Punkte heraussprangen. Leons resignierenden Beschluss „Ich spiele nie wieder Pfalzmeisterschaft“ werden wir dennoch noch einmal nachverhandeln. Bekanntlich läuft ja jedes Turnier anders.
U18:
Wenn man mit drei Spielern in ein Turnier startet, die die Positionen 1, 4 und 5 in der Setzliste einnehmen, träumt man von mehr als einem dritten Platz. Insofern ist das Ergebnis der „Königsklasse“ als kleiner Misserfolg zu werten. Auch hier gilt allerdings, was ich weiter oben geschrieben habe: Die Ansprüche sind mittlerweile sehr hoch! Es gab Zeiten, in denen wir über einen dritten Platz in Jubelstürme ausgebrochen wären, und diese Zeiten sind noch nicht lange vorbei.
Für David Schwarz und Milan Schneble verlief das Turnier mittelmäßig. David war nach drei Runden mit 2,5 Punkten auf einem guten Weg, verlor dann aber sehr unglücklich aus Gewinnstellung gegen Jonas Roth (Landau). Am Ende wurden es 4 Punkte und Platz 4, was deutlich unter Davids Möglichkeiten ist. Glücklicherweise hatte er als Rheinland-Pfalz-Kaderspieler bereits einen Freiplatz für die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft in der Tasche, so dass sich der Schaden in Grenzen hält. Dass David jederzeit in der Lage ist, deutlich stärkere Turniere hinzulegen, hat er schon oft gezeigt und wird er in der Zukunft auch wieder zeigen.
Milans Turnier verlief fast entgegengesetzt zu demjenigen von David. Er erwischte einen Katastrophenstart mit zwei Niederlagen gegen deutlich schwächer eingestufte Gegner. Glücklicherweise biss er sich danach durch und erzielte in den weiteren 5 Runden 3,5 Punkte und Platz 5 – nach dem furchtbaren Start noch ein recht annehmbares Ergebnis.
Am erfolgreichsten unter unseren U18-Spielern schnitt Mirco Friedhoff an, der seine starke Form der vergangenen Monate bestätigte. Seine Niederlage gegen Jonas Kaufhold in der 4. Runde sollte seine einzige Null in der Tabelle bleiben, der vier Siege und zwei Remis gegenüberstanden. Mit 5 Punkten aus 7 Runden beendet er das Turnier auf einem guten 3. Platz.
Die nächste Station für unsere Nachwuchstalente wird die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft im April in Speyer sein. Mit Emma, Helena, Fynn, Marcel, David und Mirco sind sechs Spieler/innen aus unserem Verein qualifiziert. Milan kann als Nachrücker der U18 noch hinzustoßen.
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