JugendTurniere

Irrungen und Wirrungen in Saarbrücken – Ein Bericht über die Mitteldeutsche Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 2022 aus der (völlig subjektiven) Sicht eines Trainers

Unsere Spieler und Betreuer in Saarbrücken.

Im Mai hatten zwei Birkenfelder Teams an der Rheinland-Pfälzischen Mannschaftsmeisterschaft teilgenommen. In einem Wimpernschlagfinale qualifizierte sich unsere U14 hinter dem klaren Sieger SC ML Kastellaun für die Mitteldeutsche Meisterschaft Anfang September in Saarbrücken. Erfreulicherweise erhielt auch unsere U20-Mannschaft einen Freiplatz, so dass wir mit 11 Spielern anreisen konnten, die im Saarland von Svenja Samson und mir betreut wurden.

Zunächst muss ein Wort über die Umstände des Turniers verloren werden. Es ist gewiss nicht leicht, eine solche Großveranstaltung (insgesamt 148 Spieler, Betreuer und Eltern) zu organisieren. Und dennoch: Es stand seit geraumer Zeit fest, dass das traditionelle Turnier der besten Jugendmannschaften Mitteldeutschlands (Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Saarland) dieses Jahr durch die saarländische Schachjugend (SSJ) ausgerichtet werden würde. Am Rand der Veranstaltung teilte mit der Vorsitzende der Schachjugend Rheinland-Pfalz, Prof. Ludwig Peetz, mit, dass für das Jahr 2024, wenn wieder Rheinland-Pfalz Gastgeber sein wird, bereits die Räumlichkeiten in Pirmasens gebucht sind. Eine solche Weitsicht ist angesichts der wenigen geeigneten Häuser zumindest angeraten. Wann die Europa-Jugendherberge in Saarbrücken gebucht worden war entzieht sich meiner Kenntnis, doch wurde allenthalben von organisatorischen Pannen gemunkelt. Auch dazu fehlen mir weitere Informationen, aber das offensichtlichste Versäumnis der Veranstalter wurde bereits am ersten Abend deutlich und manifestiert sich in den Tischkarten im Speisesaal der Jugendherberge:

Nein, es ist nicht die wenig sinnvolle Bezeichnung „Ripperger Schachturnier“, die von der Jugendherberge wegen des Namens des Vorsitzenden der Saarländischen Schachjugend (Reinhold Ripperger) gewählt wurde. Übrigens schreibt sich auch im Saarland das Substantiv „Turnier“ mit „R“ – dies ein peinlicher Patzer der Jugendherberge, aber er passt ins Bild.
Nein, das eigentliche Problem ist die Formulierung: „Übernachtung mit Frühstück“. Ein unbefangener Leser wird diese Formulierung so interpretieren, dass für die Anwesenden Übernachtung plus Frühstück gebucht wurde, also sonst keine weiteren Mahlzeiten. Und genau so war es auch gemeint. Aber das war aus unerfindlichen Gründen der Saarländischen Schachjugend nicht klar gewesen. Und so gab es am Eröffnungsabend die Schreckensnachricht, leider sei kein Abendessen vorgesehen – ein völlig unhaltbarer Zustand. Nach hektischen Telefonaten gelang es dem Ausrichter, Pizzen für alle zu organisieren.

Pizza für Alle!

Der gute Willen, aus der verfahrenen Situation noch das Beste zu machen, kann der Saarländischen Schachjugend nicht abgesprochen werden: Für den Folgetag wurde ein Mittagessen in einem benachbarten Restaurant organisiert – wobei „benachbart“ einen Fußmarsch von einer halben Stunde voraussetzte und der Betreiber angesichts der Masse an hungrigen Menschen verständlicherweise überfordert wirkte. Am dritten Turniertag wurden nur die U12- und U14-Spieler zu dem Restaurant geschickt, für die älteren Jahrgänge gab es Lunchpakete. Wie gesagt, man versuchte nach Kräften, das Kind wieder aus dem Brunnen zu ziehen, in das er durch die offenkundig schlechte Organisation im Vorfeld gefallen war. In diesem Zusammenhang seien der Hauptschiedsrichter Michael Weber und der Referent für Ausbildung der SSJ, Ingo Zinnikus, lobend erwähnt. Aber ad hoc lassen sich nun einmal nicht alle Probleme lösen. Der erforderliche Fußmarsch sorgte wenig überraschend für eine Störung des zeitlichen Ablaufs, denn die ohnehin nicht allzu großzügig bemessene Mittagspause reichte für diese zusätzliche Verzögerung nicht aus, was bei vielen Mannschaften zu Stress und Hektik führte. Ich spare es mir, auf weitere Punkte einzugehen, die man hätte anders lösen können, die aber bei Weitem nicht so schwerwiegend sind, und erlaube mir nur den Hinweis, dass eine Handynummer, über die man den/die Organisator(en) während des Turniers bei Rückfragen erreichen kann, bei größeren Meisterschaften eigentlich selbstverständlich ist.

Kommen wir zum Sportlichen. In der U20 hingen die Trauben von Beginn an sehr hoch. Unsere Mannschaft war am letzten Platz der 6 teilnehmenden Teams gesetzt. Zwei unserer Spieler, Max Leon Hincha und Yichen Mao, bestritten ihr erstes Turnier überhaupt, drei weitere (Zihao Wang, Mirco Friedhoff und Elias Cullmann) hätten noch in der Altersklasse U16 spielen können. So lag ein Großteil der Verantwortung auf den Schultern der Spitzenbretter Niklas Leyendecker und Emil Bleisinger. Aber auch bei diesen lief längst nicht alles wie gewünscht, so dass unter dem Strich 5 Mannschaftsniederlagen standen, die auch überwiegend deutlich ausfielen. Dennoch – und auch wenn fast alle unsere Spieler DWZ verloren – sehe ich das Turnier nicht als Misserfolg an, denn es war von Vorneherein klar gewesen, dass es in diesem Jahr darum ging, Erfahrungen zu sammeln. Nun müssen unsere Jugendspieler ihre Partien noch einmal gründlich unter die Lupe nehmen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, dann kann sie diese Meisterschaft einen großen Schritt weiter bringen.

Ergebnisse auf der Turnierseite

Anpfiff zur 6. Runde gegen Offenbach.

In der U14 waren die Chancen deutlich besser. Wir waren an Platz 5 unter 8 Mannschaften gesetzt, und wie wenig solche Setzlisten im Jugendbereich aussagen demonstrierte bereits die Startrunde: Uns gelang ein starkes 2:2 gegen den Turnierfavoriten Kastellaun, bei dem neben dem souveränen Sieg von Fynn Didas besonders Milan Schnebles hübsche Angriffspartie zu gefallen wusste. Gleichzeitig verlor der Zweite der Setzliste Offenbach gegen Saarbrücken und der Dritte Erfurt kam gegen Riegelsberg nicht über ein 2:2 hinaus. Eine Runde der Überraschungen! Die 2. Runde brachte mit einem 2,5:1,5 gegen den USV Erfurt unsere beste Turnierleistung. Die Gegner waren an allen Brettern favorisiert, aber Patrick Ehrlich und Fynn Didas gewannen, während Leon Wollscheid den Mannschaftssieg mit einem Remis absicherte.

In der 3. Runde folgte mit einem 1:3 gegen den SK Marburg die einzige Niederlage des Turniers, bevor mit einem 2:2 gegen den späteren Sieger VSG Offenbach und einem 4:0 gegen den SC Rochade Saarlouis weitere Punkte eingefahren wurden. 6:4 Punkte bedeuteten einen guten 4. Platz. Die besten Einzelergebnisse erzielten Patrick (4 Punkte aus 5 Partien) und Fynn (3,5 aus 5). Auch in diesem Turnier stand über allem das Sammeln von Erfahrungen. Wir haben nach dem 4. Platz im Vorjahr gezeigt, dass wir auch in geänderter Besetzung konkurrenzfähig sind. 2023 wollen wir uns erneut für die Mitteldeutsche Meisterschaft qualifizieren, die dann in Hessen stattfinden wird.

Ergebnisse auf der Homepage der SSJ

Ein Gedanke zu „Irrungen und Wirrungen in Saarbrücken – Ein Bericht über die Mitteldeutsche Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 2022 aus der (völlig subjektiven) Sicht eines Trainers

  • Bernd Löw

    Bei aller berechtigten Kritik sollte aber eine wichtige Komponente für Sportwettbewerbe auch nicht unerwähnt bleiben.
    Die Ergebnisse waren schon unmittelbar nach jeder Runde online, sicher sehr erfreulich für interessierte Schachfreunde, im Sinne einer gerade bei uns im Schachsport, oft etwas stiefmütterlich behandelten Öffentlichkeitsarbeit.

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